Unser Standpunkt zur Kurve Kassel

Die Zukunft des Güterverkehrs gehört wieder auf die Schiene. Nach jahrzehntelangem Rückbau vieler Gleisstrecken stehen wir jetzt vor dem Dilemma, hier wieder ausreichende Kapazitäten schaffen zu müssen. Andere CO2-vermeidende Alternativen haben wir bisher nicht.
Selbst der vielgepriesene Wasserstoff ist für den Straßenverkehr gerade in den Anfängen und im Schienenverkehr fahren erst wenige Züge. Das allerdings noch mit grauem – aus Erdgas hergestelltem – Wasserstoff. Grüner Wasserstoff steckt immer noch in den Anfängen.

Im Rahmen notwendiger Kapazitätserweiterungen steht im Bundesverkehrswegeplan von 2016 (BVWP) die „Kurve Kassel“ als priorisiertes Projekt zur Engpassbeseitigung und Zeiteinsparung im Schienengüterverkehr (SGV). Hauptargument dafür ist das Vermeiden der Richtungsumkehr im Rangierbahnhof Kassel und somit eine Einsparung von 40 Minuten bei Zügen, die von Hann. Münden kommend weiter über Warburg nach Westen fahren und umgekehrt. Ein weiteres Argument ist die Zunahme des Güterverkehrs auf der Schiene um rund 42 Züge bis 2030, mit einer Spitze von 95 Zügen pro Tag in 2025. Alle Zahlen beziehen sich auf Espenau und den Schienengüterverkehr.

Die DB-Netz (Hessen) hat vom Bund den Auftrag bekommen, im sog. „Suchraum Kassel“ dafür eine geeignete Variante unter 7 möglichen zu finden und abschließend für die Realisierung vorzuschlagen.
Genau das tut sie auch mit Einbindung der Öffentlichkeit in Form von betroffenen Gemeinden, Verbänden, Bürgerinitiativen und anderen Gremien. Das Verfahren ist schon weit fortgeschritten. Es zeichnet sich aktuell die Variante 4b – Mönchehof-Ihringshausen (s.o. Bild und Überflug-Link unten) – als mögliche Antragsvariante ab, die uns Espenauer vom Streckenbau zwar weniger betreffen wird, wodurch aber dennoch eine größere Lärm-Belastung durch mehr Güterzüge auf uns zukommt.

Wenn an unserer Bahnstrecke im Bereich Espenau bautechnisch nichts verändert wird, haben wir keinen Anspruch auf zusätzlichen Lärmschutz. Genau hier müssen wir ansetzen und diesen ausreichenden Lärmschutz fordern und das so, dass unsere Ortsteile nicht noch durch störende Lärmschutzwände optisch getrennt werden.

Bei der Variante 4a wären wir deutlich stärker betroffen. Gerade hier ziehen sich die wegen der Eingleisigkeit notwendigen langen Ausweichs- und Wartegleise bis in das Mönchehofer Bahnhofsgebiet hinein. Auch das wird in den Diskussionen oft nicht klar benannt.
Ein weiterer Aspekt ist unser Nahverkehr auf der Schiene (RT1). Dieser darf nicht durch zusätzliche Güterzüge eingeschränkt werden.
Inwieweit eine eingleisige Strecke – für vorgesehene 32 Züge täglich im Jahr 2030 (s. Grafik unten) – der große Wurf für einen Ausbau des Güterverkehrs auf der Schiene sein soll, ist fragwürdig. Für uns ist es nur eine „sehr kleine Lösung“, die möglicherweise sogar nur temporär genutzt wird.
Daher ist auch das Bestreben der Bürgerinitiativen, der Gemeinden und ihrer Bürgermeister und auch des Kreistags zusammen mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten zu verstehen, die Untersuchung von möglichen sinnvolleren Alternativen für eine Zukunft über 2030 hinaus zu fordern. Entsprechende Petitionen wurden im Bundestag eingebracht. Die Bewertungen stehen noch aus.

Die Sollingstrecke war mal eine große Ost-West-Güterachse, bis sie bedingt durch die innerdeutsche Grenze in Vergessenheit geriet und nach der Wiedervereinigung sogar weitgehend auf ein Gleis zurück gebaut wurde. Eine andere Alternative könnte sich auf der Strecke Magdeburg-Hannover-Duisburg – dem heutigen Engpass – ergeben, wenn nach Neubau von ICE-Trassen entlang dieser Strecken vorhandene Gleiskapazitäten frei werden.

Daher wollen wir hier für Espenau das herausholen, was wir am ehesten beeinflussen können. Wir als Grüne Liste Espenau sagen deshalb ein klares Ja zum Güterverkehr auf der Schiene, aber fordern auch ganz deutlich:

 1. Keine weitere Zerschneidung der Landschaft
 2. Sinnvoller Lärmschutz im Bereich der Ortsdurchfahrten
 3. Keine Beeinträchtigung des Personennahverkehrs
 4. Gleichberechtigte Prüfung aller möglichen Varianten auch außerhalb vorgegebener Suchraster und über Landesgrenzen hinaus